Eine andere Kundin zeigte mir ein Paradebeispiel einer Point-of-no-return-Episode. Sie hatte ihr Marketing mit meiner Hilfe, aber aus dem Bauch heraus gemacht. Sie hatte tolle Pressekontakte, hat sie aber nur sporadisch kontaktiert. Sie hatte einen Blog, hat ihn aber nur gelegentlich befüllt. Ihr Podcast war spitze, aber es gab nur unregelmäßig einen neuen Beitrag. Ihre vielen Newsletter-Abonnementen bekamen nur alle zwei Monate einen Newsletter. Dennoch war sie sehr erfolgreich, hatte viele Anfragen als Trainerin und Rednerin. Aber ihr Online-Kurs lief nicht so gut, wie sie sie es sich wünschte.
Sie wollte also ihr Marketing professionalisieren und engagierte eine Agentur. Diese entwickelte ein Konzept, das ein neues Logo und eine neue Internetseite verlangte, die nicht suchmaschinenoptimiert wurde, weil sich das restliche Konzept ausschließlich auf Öffentlichkeits- beziehungsweise Pressearbeit konzentrierte und von meiner Kundin verlangte, möglichst viele Artikel zu schreiben, die die Agentur dann versuchte, in den verschiedenen Medienkanäle unterzubringen.
Die Kosten für die Änderungen des Logos auf ihren Broschüren, ihren Produkten usw. waren hoch. Die Besucher auf ihrer Internetseite wurden weniger; die Arbeit meiner Kundin mehr, da sie Artikel und Gastbeiträge schreiben musste, die selten veröffentlicht wurden.
Natürlich wusste meine Kundin, dass es etwas dauern konnte bis neue Marketingmaßnahmen greifen, so blieb sie in den wöchentlichen Telefonkonferenzen ruhig. Nach einigen Monaten, als sich noch nichts tat, begann sie zu fragen, ob man die Maßnahmen nicht anpassen müsste. Vielleicht doch SEO bei der Internetseite? Oder aktiver bei Facebook, Pinterest, Instagram?
Nein, das wäre nicht nötig. Man müsse nur Geduld haben. Na ja, und eine Menge Geld, um die monatlichen vierstelligen Pauschalen zu zahlen. Die Kundin war weiterhin geduldig - ihre befreundeten Unternehmer:innen und ihre Coaches eher nicht. Sie empfahlen ihr, das ganze Projekt zu beenden, bevor sie noch mehr Geld versenkte. Einige empfahlen ihr, lieber zu ihrem alten System zurückzugehen, dass wenn schon nicht systematisch, dennoch erfolgreicher als das jetzt teure, professionelle. Andere meinten, sie solle doch lieber Online-Marketing machen, um ihre Kunden zu erreichen. Aber alle waren sich einig: Sie reitet ein totes Pferd.
Sie stand treu zur Agentur, was sehr ehrenhaft ist und gab ihr noch weitere Zeit. Inzwischen floss sehr viel Geld. Monat über Monat. Es stellte sich kein gutes Ergebnis ein. Und immer, wenn die Kundin gefragt wurde, ob sie das nicht bald beenden möchte, um nicht noch mehr zu Geld verlieren, meinte sie, sie könne das jetzt nicht stoppen, sie hätte schon viel zu viel investiert. Das stimmte, denn sie zahlte nicht nur eine monatliche Pauschale an diese Agentur, sondern doch parallel eine Online-Marketing-Beraterin, die sich um ihre Pinterest- und Instagram-Kanäle kümmerte.
Das war ihr Point-of-no-Return!
Inzwischen hat sie ihr Marketingprojekt abgebrochen, aber eben doch sehr spät und um eine fünfstellige Summe ärmer.
Sicherlich hatten Sie auch schon Situationen, wo Sie knapp vor dem Point of no Return waren. Inspirieren Sie mich und Ihr Netzwerk und berichten Sie einmal darüber, welche Momente das waren.